Enstehungsgeschichte der Freiraumschule

 

Der „Freiraum“, wie die Freiraumschule damals noch hieß und bis heute von LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen umgangssprachlich genannt wird,  wurde 1992 gegründet. Die Kinder mussten damals noch jährlich zum „Häuslichen Unterricht“ abgemeldet werden.


 

Nach einem halben Jahr auf einem elterlichen Dachboden und zweieinhalb Jahren im Kritzendorfer Pfadfinderheim (übers Wochenende musste damals das meiste Material verräumt werden!) konnte 1995 das heutige Haus (die ehemalige Helenenhütte) als Schulgebäude bezogen werden.

Zuvor gab es einen intensiven Umbau- und Renovierungssommer. Dabei wurde die Raumstruktur verändert, die gesamte Kanalisation, alle Elektroleitungen, Heizkörper und die Wasserinstallation erneuert, die meisten Fenster ausgetauscht und ein Großteil der Böden neu verlegt.


Ein Jahr später zog dann auch noch die Kindergruppe „Kuglmugl“ (heute: „Wasserfloh“), die ursprünglich im Wohnprojekt am Klosterneuburger Ölberg, später in der Mittergasse in Kritzendorf untergebracht war, nach.

Nach Bezug der neuen Räumlichkeiten konnte um das Privatschul- und Öffentlichkeitsrecht angesucht werden; seit 1999 müssen die Kinder keine jährlichen Externistenprüfungen mehr ablegen.


Ohne die mühevolle Aufbauarbeit wäre die Freiraumschule nicht das, was sie heute ist: Vom Zusammenfinden, Diskutieren, Planen, Verhandeln, Schnorren, übers Bauen, Gestalten und Renovieren, zu Materialherstellung, Supervisionen, Öffentlichkeitsarbeit, Gartengestaltung, Behördenverhandlungen… ein langer, arbeitsreicher Weg.

Wir danken aus diesem Grund besonders herzlich dem ersten LehrerInnenteam (Vera Kowanda, Martina Rainer und Markus Wenth) und den Familien der „GründerInnengeneration“: Bibi und Hartl Dattler, Ulli Kobrna und Peter Harold, Heidi und Ernst Löbl, Gabi Ziegelmaier, Maria Prodinger, Vroni Korntheuer, Ruth Krech, Gerhard Hajny und Hanna Hajny-Parth, Heidi und Josef Kleindienst, Martina und Gerald Rainer, Rosemarie und Helmut Rockenschaug, Brigitte und Hannes Krieber, Elisabeth und Thomas Haiden, Tina und Günter Berki, Helene Oppelmayer, Uschi Kastner, Silvia Gerger und Walter Poeffel, Brigitte und Sal Cacioppo, Christina Fichtinger.


Historisches zum Schulgebäude

Der Herzogenburgerhof

Der Herzogenburgerhof zählt zu den ältesten Herrschaftshöfen Kritzendorfs. Die heute noch unter den ansässigen Winzern übliche Riedenbezeichnung „Alter Hof“ lässt vermuten, dass sich an der Stelle des heutigen Herzogenburgerhofes bereits im Mittelalter ein Hof befand. 

Vom Vorplatz des heutigen Schulgebäudes führt ein steiler Waldweg zum ehemaligen Steinbruch. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde am Rücken des Hundsberges eine Standseilbahn zum oberhalb des Herzogenburgerhofes gelegenen größten Steinbruch Kritzendorfs errichtet. Die abgebauten Sandsteinblöcke wurden mit Hilfe der Seilbahn hinunter zur Donau transportiert und von dort weiter auf Flößen bis nach Wien. Bereits im 14. Jahrhundert wurde Sandstein aus der Gegend um Greifenstein und Kritzendorf für die Errichtung des Stephansdoms genutzt. 

Der neuzeitliche Hof samt Nebengebäuden gehörte ursprünglich einem gewissen Valentin Langstöger. Nach dessen Ableben ging der Hof über eine Stiftung in den Besitz des Stifts Klosterneuburg über, das ihn jedoch 1754 an das Stift Herzogenburg weiter verkaufte. 

Der ursprüngliche, alte Hof besteht nicht mehr. Das bis heute erhaltene Wirtschaftsgebäude hingegen blickt auf eine belebte Geschichte zurück. Seit den 1920er Jahren beherbergte es Josef Sammers Gasthaus „Zur schönen Aussicht“, später „Schobers Gasthof zur schönen Aussicht“. 

In den sechziger Jahren pachtete das junge Ehepaar Sobotka den Herzogenburgerhof und machte aus ihm ein Ausflugslokal. Die „Helenenhütte“ war alsbald für ihre prominent besetzten und heiteren Wienerlieder-Abende weit über die Grenzen Klosterneuburgs hinaus bekannt. 

Als Marika Sobotka zu einem Fixstern der Wiener Operette avancierte – sie verkörperte u.a. die Gräfin Maritza sowie den Orlofski in der Fledermaus, wurde das Gebäude von einem Tierheim bezogen, das den Namen „Helenenhütte“ beibehielt.

Als 1995 die Freiraumschule das Gebäude für sich entdeckte, bedurfte es dringend einer Sanierung. Für eine Handvoll Eltern bedeutete dies, das ehemalige Tierheim binnen vier Monaten in eine Schule zu verwandeln: Wände wurden eingezogen, Böden verlegt, Leitungen installiert, verputzt, gespachtelt und lackiert. Das Ergebnis gereicht einer Elternverwalteten Schule zur Ehre: Es gibt kaum einen Fleck in der Schule, der nicht von Elternhand erschaffen wurde.